gertraud s

Ergreifendes Zeugnis über die Befreiung aus dem Sog der Esoterik

mutter gottes mit jesukind120Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes - Amen.

Aufgewachsen bin ich in einem liebevollen, behüteten, christlichen Elternhaus. Naturverbundenheit von klein auf (Landwirtschaft meiner Verwandten). Mein Elternhaus – am Stadtrand von K. Im Osten eine Bergkette, davon in der Mitte der Berg mit seiner Dreifaltigkeitskirche und dem schönen Muttergottesbild. Zu dieser Muttergottes hatte ich schon früh eine innige Verbindung. Wie oft schaute ich vom Fenster aus zur Kirche hinauf und dachte im festen kindlichen Glauben: die Muttergottes passt schon auf mich auf, damit mir nichts passiert. (Und das denke ich auch heute noch.) Ich war zehn oder elf Jahre alt, innerlich glücklich und zufrieden; ich stand am Küchenfenster und schaute in die Natur hinaus. Da wurde ich plötzlich in ein helles Licht gehüllt; ein Licht so hell, wofür es in unserem irdischen Bereich keine Beschreibung gibt. Und ich war von so einer Liebe umgeben – ich kann das alles nicht beschreiben. Ich spürte – ich war zuhause – meine Seele war daheim. Ich wollte bleiben. Da fragte mich in dieser Situation eine liebe Stimme etwas. Leider weiß ich heute nicht mehr genau diese Frage. Ich weiß nur, dass ich mit einem freudigen „Ja“ geantwortet habe. Wie lange dies alles gedauert hat, ist mir unklar – aber ich war außer Raum und Zeit. Als ich wieder zu mir kam, am Fenster stehend – es war heller Sonnenschein draußen – kam mir diese Helligkeit wie Finster vor, gegenüber dem, was ich erlebt hatte. Ich dachte mir: „Das muss ich mir merken – das war was ganz Besonderes.“ Aber zugleich war alles selbstverständlich für mich: Da ist jemand, den ich nicht sehen kann, der mich aber sieht. Diese mir unsichtbare Welt empfand ich als ganz normal. Ebenso die Gewissheit, dass ich von dieser unendlichen Liebe komme und einmal wieder dorthin zurückkehren will. Am nächsten Tag kniete ich mich hin und betete. Ich wollte das Ganze noch mal erleben. Das gleiche wie am Tag vorher wiederholte sich – nur dieses Mal ohne Stimme. Ich betete öfters – aber es blieb bei zweimal. Immer wieder hatte ich Sehnsucht nach diesem Licht und dieser Liebe. Ich weiß nicht mehr genau, wann es begonnen hat, aber ich durfte das Licht und die Liebe noch jahrelang in meinem Herzen erfahren, wann ich wollte. Auch dieses war für mich selbstverständlich. So blieb ich sehr lange ein geistiges Kind. Gott und die Natur waren mir das Wesentlichste. Nach einigen Jahren verschwand auch dieses Geschenk und die Erinnerung bleibt bis heute. Dies alles war mein Lebensgeheimnis! Zuerst erzählte ich es meinen Kindern, dann meiner Mutter am Sterbebett und nur ganz wenigen Leuten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich es preisgebe. Ich lege es in Gottes Hände.

Im Alter von 13 Jahren kam in mir der Wunsch auf, eines Tages ins Kloster zu gehen. Zudem hatte ich das Vorbild meiner geliebten Lehrerinnen (Franziskanerinnen). Die Frage „Soll ich oder soll ich nicht“ beschäftigte mich viele Jahre. Es war wie ein Anklopfen in meiner Seele, das mal mehr, mal weniger da war. Während meiner Ausbildung zur Erzieherin (von 18 bis 20 Jahren) bei den Franziskanerinnen in A. hatte ich oft das Gefühl, dass ich für die Mission in Afrika bestimmt wäre. Konkrete Ziele hatte ich nicht. Es folgten zwei Jahre Kindergarten, dann das Studium für Soziales in Regensburg (FH). Während der Freuden der Studienzeit überhörte ich das Anklopfen gerne (aber unterschwellig blieb der Wunsch). Später – in der ersten Zeit meiner Ehe (und schon vorher) wollte ich meinen Mann überreden, mit mir in die Mission nach Afrika für einige Jahre zu gehen. Ich hatte plötzlich ein starkes Verlangen danach. Mein Mann war überhaupt nicht abgeneigt – auch unser Beruf wäre uns entgegengekommen (Sonderschullehrer für LB und Sozialpäd. Erziehungsberatung). Der größte Hemmschuh war die Mutter meines Mannes (und evtl. Finanzierung des neuen Hauses). Mein Weg wurde ein anderer.

Den ersten esoterischen Kontakt hatte ich in A., im Internat mit "von Däniken-Büchern“ meiner Zimmerkollegin. Das war eine erste, aber Gott sei Dank kurze Glaubenserschütterung für mich. An der FH Regensburg lernte ich zum ersten Mal Astrologie kennen durch einen Dozenten (er war Astrologe). Neben seiner unterrichtlichen Tätigkeit floss auch astrologisches Gedankengut in die Vorlesungen ein.

Später, in den ersten Jahren meiner Ehe – ich holte für meinen Mann regelmäßig Kreuzworträtselhefte – entdeckte ich astrologische Zeitschriften. Vielleicht zwei Jahre war ich in diesem astrologischen Gedankengut gefangen. Ich ließ für mich und meine Familie (heimlich) Lebenshoroskope anfertigen, schickte Gesundbetern Geld und dergleichen. Meine Mutter erfuhr davon; sie war erschüttert über meine Horoskopgläubigkeit und ihr zuliebe unterließ ich alles. Eigentlich ohne Probleme!

Kurz vor meiner Hochzeit war ein langjähriger Freund und Priester von mir und meiner Familie gestorben. Für mich ein heiligmäßiger Priester. Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor seinem Sarg stand und in Trauer um ihn verweilte, überkam es mich plötzlich wie eine Offenbarung. Eine schlimme Ahnung kam über mich und meine Zukunft, wenn ich diese Ehe eingehen würde. Ich stand vor seinem Sarg und auf einmal weinte ich bitterlich um mich und mein Zukunft. Diese Ahnung wurde bald Wirklichkeit. Nach der Hochzeit und meinem Einzug ins Haus bekam ich die ganze Härte meiner Schwiegermutter zu spüren. Ihre Eiseskälte, Frechheit, Boshaftigkeit, Lügen, Rechthaberei usw. war zuviel für mich. Wenn mein Mann mittags nach Hause kam, fuhr ich (später mit Kindern) jeden Tag zu meinen Eltern nach K. sonst hätte ich diese Situation nicht überstanden. Meine Schwiegermutter ließ mich spüren: ich hatte ihr ihren Sohn weggenommen; ihren Lebensinhalt (Kriegswitwe). Sie hatte noch zwei ältere Kinder, aber die hatten bei weitem nicht den Stellenwert wie mein Mann. Der Abgrund des Hasses mir gegenüber, glaube ich, hätte nicht größer sein können. So oft hörte ich die Frau in ihrer Wohnung oben fluchen, wie ich es noch nie zuvor gehört habe. Es war, als ob zwei oder drei Teufel miteinander raufen würden. Ich hab mich gefürchtet, geheult und meine Eltern angerufen.
Ich kann und will die seelischen Verletzungen nicht aufzählen, die sie mir im Laufe der Jahre zugefügt hat. Heute weiß ich, dass ich mir von Anfang an zu viel hab gefallen lassen. Ich war viel zu naiv gegenüber ihrer Verschlagenheit. Dass dieses Dreiecks-Verhältnis auch für unsere Ehe nicht von Vorteil war, versteht sich von selbst. Mein Mann suchte immer wieder Zuflucht im Alkohol (sie ließ ihm zusätzlich jede Woche einen Kasten Bier vor sein Zimmer oben stellen, kochte zusätzlich immer seine Lieblingsgerichte). Wir konnten uns nie „zusammenraufen“, die Ausweichstelle zu seiner Mutter war immer gegeben.

Wie ich alles überhaupt ausgehalten hab, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat uns die Muttergottes von Schönstatt beschützt. (In meiner r. Zeit hatte ich eine gute Freundin kennen gelernt und sie war eine weltliche Schönstattschwester. Durch sie kam ich zu Schönstatt, bis heute. Auch mein Mann war ein großer Verehrer der Schönstatt-Muttergottes. Später Familien-Exerzitien mit unsern Kindern und anfangs jährlicher Schönstattbesuch.)
Dass in diesen Jahren nichts Schlimmes passiert ist, verdank ich auch meiner Mutter, die sehr viel für uns gebetet hat. Meinen Eltern ist auch der immer mehr in mir wachsende teuflische Hass gegenüber der Schwiegermutter nicht verborgen geblieben. Sie versuchten ihr viel Gutes zu tun – kamen aber letztlich nicht an. Wie oft war ich nahe daran, sie die Treppe runter zu stoßen, Gift ins Getränk zu mischen oder auf irgendeine andere Weise sie umzubringen. Mein Hass wurde immer größer. Ich wurde immer kränker. Wie oft wollte ich mich scheiden lassen! Nur raus aus diesem Haus mit meinen drei Kindern! Aber immer hatte ich das Gefühl, ich würde hier festgehalten. Später war ich zu krank, um mich scheiden zu lassen (Arzt: „Sie haben kein Immunsystem!“). Ständige Erkältungskrankheiten, drei Mal pro Woche Migräne, später Rheuma; damit hatte ich zu kämpfen. Mein Mann und seine Mutter strotzten vor Gesundheit!

Es war im Oktober ’87. Ich kam von einem längeren Krankenhausaufenthalt nach Hause. Die Schwiegermutter übernahm meinen Haushalt, verwöhnte ihren Sohn. Sie waren glücklich. Meine Kinder nicht. Mein Mann wurde immer strenger zu ihnen und ordnete sie der Herrschaft seiner Mutter unter. Und ich? Dauernd krank? Das gibt’s doch nicht! Langsam wurde ich als Simulantin angesehen und langsam ausgebootet. In dieser Not begann ich mich der Anna Schäffer anzuvertrauen. Ich bat sie – sie soll mir irgendwie helfen – ich halt das nicht mehr aus – ich kann nicht mehr! Aus dem Krankenhaus hatte ich ein Novenenbüchlein mitgebracht. Ich begann eine Novene nach der anderen zu beten. Auch fasste ich immer mehr Vertrauen zu ihr. Das war im Oktober ’87.

Im Februar ’88 wurde die Schwiegermutter beim Überqueren der Hauptstraße von einem Auto erfasst: Oberschenkelhalsbruch. Ich betete weiter. Auch meine Mutter, bemerkte ich, betete immer noch mehr. Sechs Wochen lag meine Schwiegermutter in der Unfallchirurgie. Die Ärzte waren überrascht über den guten Gesundheitsverlauf, Blutwerte usw. bestens. Mein Mann befasste sich mit dem Gedanken, sie daheim zu uns in die Wohnung zu nehmen, Altersheim käme nie in Frage. Dann wurde sie in eine Reha-Abteilung im Krankenhaus verlegt. Hier gefiel es ihr überhaupt nicht. Der Stationsarzt war ein Neger, den sie ablehnte, und mit den jüngeren Krankenschwestern kam sie auch nicht zurecht: „Wenn sie sich nicht bemühen, werden sie überhaupt nicht mehr laufen können“, hörte ich eine sagen. Der Wunsch meiner Schwiegermutter nie ein Pflegefall zu werden, wurde Wirklichkeit. Sie gab sich auf und starb innerhalb von zehn Tagen, 83 Jahre alt. Für meinen Mann eine schwere Zeit. Ich selbst wachte nach Monaten nachts angsterfüllt auf: „Sie ist wieder da, sie war nur scheintot!“ Mein Gesundheitszustand verbesserte sich zusehends. Rheuma und Migräne verschwanden, das Immunsystem ließ etwas zu wünschen übrig. Aber ich war soweit hergestellt, dass ich wieder Nebenbeschäftigungen aufnehmen konnte: Musikunterricht an der Kreismusikschule und zuhause, später Musik und Rhythmik mit Kindern, privat. Ein lukrativer Nebenverdienst, den ich brauchte für meine späteren teuren Ausgaben, jahrelang bei der Heilpraktikerin. Der lieben Anna Schäffer danke ich noch heute für ihre rechtzeitige Hilfe!

Einige Monate nach dem Tod meiner Schwiegermutter begann in unserem Haus ein „Klopf-Zeichen-Terror“. Mit Unterbrechungen dauerte er einige Jahre. Es war, als klopfte jemand mit dem Finger in den Abflussrohren im Keller. Oft wurde ich damit aus dem Schlaf geweckt, immer früh. Das Klopfen war von unterschiedlicher Intensität und Dauer, aber meistens laut und wild, furchteinflößend. Ich zweifelte oft an meinem Verstand – sprach mit niemandem darüber. Angst und nochmals Angst, wie ich sie in diesem Haus schon oft erlebt hatte, war wieder da. Es zog auch keine Ruhe ein. Meine Mutter sagte oft halb im Scherz und halb ernst: „Das ist ein verrücktes Haus.“ Ein permanenter Umzug war, ohne zu übertreiben, ca. zehn Jahre in diesem Haus. Von uns fünf hatte jeder sein eigenes Zimmer, aber im Wechsel durchs ganze Haus. Ich glaube, jeder schlief in jedem Zimmer schon mal. Auch hatte ich Rutengänger engagiert, um gute Schlafplätze auszutesten. Zwei wirklich ehrliche stellten fest, dass unser Haus auf Radongestein steht und es wenig gute Schlafplätze gibt. Der dritte war entsetzt über unseren Elektrosmog im Haus (Elektroofen). Zwei Jahre nach dem Tod der Schwiegermutter erhängte sich ihr Sohn (der ältere Bruder meines Mannes). Er war der Taufpate von unserem Andreas (gest. 2004).

Wieder zwei Jahre später starb mein Vater. Es war ein Schock für mich. Mein Vater – der Halt und die Stütze in meinem Leben! Er konnte und durfte nicht so einfach gehen! Ich wollte ihn finden, mit ihm Kontakt aufnehmen. Ich besorgte mir esoterische Bücher, Zeitschriften, was ich finden konnte, und vertiefte mich darin.

Ein paar Monate später. Ich will nicht vermessen sein, aber für mich war, mit allen Sinnen erlebt, der Traum von der Muttergottes der schönste in meinem bisherigen Leben: Während der hl. Messe (in K. meiner Heimatkirche) stand ich in einem hellen Lichtkegel (hinter den Stuhlreihen). Vor mir saß die Muttergottes und zeigte mir den Rosenkranz. Ich schaute ihr in die Augen und verschmolz darin. Als ich wieder zu mir kam, war die Messe aus, die Kirche menschenleer. Die Kirchenflügel standen weit offen und vom Marktplatz Richtung Kirche kam mein Vater zu uns. Dann wachte ich auf.  Eine tiefe Betroffenheit, Erschütterung, aber auch unglaubliche Freude war in mir. Aller Wiedergeburtsglaube und dergleichen waren wie weggeblasen! Und sind es bis heute geblieben! Gott sei Dank!

1995. Hildegard-Seminar. Zum ersten Mal hörte ich von der hl. Hildegard von Bingen, aber nur oberflächlich. Am ausführlichsten wurden wir über die Wirkung der Steine informiert. Im Nachhinein war die Veranstaltung eine geplante Verkaufsangelegenheit. Die Steine wurden uns schmackhaft gemacht und am Ende der Veranstaltung standen wir vor einem Verkaufsstand mit einer großen Auswahl an Steinen, Ketten, Ringen, Armbändern, Fellen usw. Es war eine unumgängliche Notwendigkeit (nach der ganzen Information) möglichst viele Steine und Ketten zu besitzen. Ich kaufte. Später ließ ich mir noch mehr schicken. Zuhause war ich für mich und für meine Kinder mit dem Gebrauch von Steinen beschäftigt. Für jedes Weh-Weh, oder einfach zum Wohlbefinden der passende Stein. Ich besaß zum ersten Mal so vielen wunderschönen Schmuck und Steine – und obendrein sollten alle ihren Zweck erfüllen. Ich liebte das alles.

Zur Rettung der Hildegard-Medizin-Kurse: Bald darauf lernte ich eine hiesige, ausgebildete Hildegard-Expertin kennen. Sie hält ihre Kurse bei uns ohne jeglichen Verkauf, dafür umso mehr Information. In diesem Hildegard-Seminar lernte ich eine Heilpraktikerin kennen. Sie machte auf mich einen kompetenten Eindruck, erzählte mir von ihren Behandlungsmethoden. Ich war neugierig – und bald war ich ihre Patientin. Mein Mann war mit diesem, meinem neuen Umgang nicht einverstanden. Aber ich setzte mich durch und gönnte mir mein „Wellness“: drei Mal pro Woche und das alles ca. sieben Jahre lang. 65,00 DM pro 45 Minuten – ein stolzer Preis, den mir die privaten Krankenkassen bezahlten. Es kamen fast nur Privatpatienten. Eine Behandlungsstunde: Zuerst setzen der Akupunkturnadeln, dann kurze Reflexzonenmassage, Energiestab auf Meridiane gelegt (er wurde später durch Tachyon-Steine ersetzt), am Schluss Farbtherapie. Das Tachyon-System kommt aus Amerika, Erfinder ein Ingenieur. Die Tachyon-Steine sind schöne, in allen Farben zu bekommende Glassteine, ca. 4,0 cm Durchmesser, 0,5 cm hoch, mit mir unbekannter Energie. Sie werden mit Pflaster auf die Haut geklebt x-beliebig, an allen Körperstellen, wie man will. Hat man zum Beispiel Magenprobleme, werden zwei oder drei Steine an die dortige Stelle platziert, um dem jeweiligen kranken oder schwachen Organ Energie zuzuführen. Dies soll den Heilungsprozess unterstützen. Oder bei Müdigkeit, einfach einige Steine auf den Rücken geklebt und man ist fit. Das hat tatsächlich funktioniert. Ich kann’s nicht erklären. Außer den Steinen gibt’s noch Halstücher, Pulswärmer usw. Noch intensiver als die Steine wirken hauchdünne Metallscheiben, in Folie eingeschweißt, 10 cm Durchmesser. Auch sie werden auf den Körper nach Bedarf gelegt. Das Energiereichste des Tachyon-Sortiments ist ein ca. zwei bis drei Meter langer, zehn cm breiter dicker Stoffgürtel. Er wird am Körper entlang vorne und hinten angelegt und viele Metallscheiben aufgelegt – dann kann die Reise beginnen. Kommt man nach eine halben Stunde aus dieser „Energie-Maschine“ heraus (bei mir war es so), ist man in einem eigenartigen komischen Zustand. Verändert von Denken und Fühlen. Von echter innerer Ruhe und Frieden weit entfernt. Nach Auskunft meiner Heilpraktikerin soll es die inneren Organe und auf Dauer den ganzen Körper stärken und damit gesund und fit machen. Ich glaubte es, kaufte mir das ganze Therapeuten-Set (eine Unsumme!) und wendete es bei mir und meinen Kindern immer wieder an. Ebenso die Farbtherapie. Ich kaufte wieder die Therapeuten-Ausrüstung und das Anleitungsbuch. Es besteht aus einer Taschenlampe/Stablampe (verstärktes Licht) und über das Licht werden farbige Plastikhüllen gesteckt. Dieses farbige Licht wird am ganzen Körper eingesetzt, einzelne Stellen damit „bestrichen“.

Auch in das Geheimnis der Bachblüten wurde ich eingeführt. Aber nicht lange, weil ich spürte, dass ich die eigene Identität ein Stück weit einbüßte. Aber Notfalltropfen hatte ich immer. Meine Heilpraktikerin vertrieb auch Aura-Soma. Das sind kleine zweifarbige Fläschchen auf Öl-Grundlage, die bestimmten Körperregionen zugeordnet sind zum täglichen oftmaligen Einreiben derselben. Hintergrund ist wieder der Energiefluss. Viele Jahr lang hatte ich das praktiziert. Hinzu kam Finger-Yoga. Ich kaufte verschiedene Anleitungsbücher und übte. Dazwischen ließ ich mich überreden für ein chinesisches Horoskop für mich. Schade ums Geld! Auch Kassetten mit Entspannungsübungen aus der esoterischen Ecke bekam ich von ihr. Und Qi Gong war das unbedingte Muss! Ich absolvierte mehrere Kurse, die von meiner Heilpraktikerin immer wieder angeboten wurden. Schließlich beherrschte ich alle Übungen und wendete sie zuhause an.

Im Glauben, mit all diesen Dingen gegen jede Krankheit gefeit zu sein, bekam ich inmitten dieser ständigen „Wellness-Behandlung“ 2002 die Diagnose Brustkrebs. Parallel zu der jahrelangen „Wellness-Behandlung“ erfuhr ich durch eine Freundin von einer schon älteren Geistheilerin mit besonderen Fähigkeiten. Sie ging regelmäßig zu ihr und sie hat ihr und ihrer Familie schon so viel geholfen. Ich war neugierig und ging hin. Eine ältere Frau saß mir gegenüber und pendelte meinen Körper- und Seelenzustand aus. Vieles traf zu. Nicht alles. Neben mir stand eine große hölzerne Schutzengelstatue (ein Kreuz war nirgends zu sehen). Sie ermahnte mich immer wieder, dass ich meinem Schutzengel mehr Platz in meinem Leben geben sollte. Der meinige sei schon ganz grau und zerrüttet, weil ich ihn zu wenig beachten würde. Dann verschwand sie für kurze Zeit im Nebenzimmer, kam mit mehreren kleinen Fläschchen zurück und gab mir die übliche Gebrauchsanweisung: zehn Tropfen drei Mal täglich usw. Und ja alles gewissenhaft nehmen, weil sonst alles umsonst sei! Der Preis für diese Fläschchen war Wucher! Trotzdem war ich öfters bei ihr. Und sie lobte mich, weil ich so ein großes geistiges Wachstum machen würde. Das wäre nicht bei jedem so! Tatsächlich merkte ich in keinster Weise irgendwie Erfolgserlebnisse. Nur das viele Geld war weg! Ich ging dann zu ihrer Tochter. Das gleiche. 1998, als mein Mann zum Pflegefall wurde, steckte ich in einer tiefen Depressivität. Daraufhin war ich noch einige Male bei ihr.

Zwei Erlebnisse sind mir noch in Erinnerung: Das erste: Nach der Einnahme ihrer Tropfen bekam ich plötzlich Herzrasen – hoher Puls. Ich rief sie an, sie lachte, sagte, dass ich ein Angsthase sei und augenblicklich war diese Attacke vorbei. Ich staunte nur. Das zweite Erlebnis (und zugleich mein Abschied von ihr!): Ich wachte eines Morgens auf und konnte nicht mehr aufstehen. Bei der allerkleinsten Bewegung (wenn ich nur einen Finger rührte) wurde mir schwindelig. Alles drehte sich schnell um mich. Vielleicht wie in einem schlimmen Rauschzustand! Mein Hausarzt konnte mir nicht helfen und schickte mich zum HNO-Arzt. Im Rollstuhl und als Notfall wurde ich von meinen Kindern gebracht. Alle Untersuchungen ergaben, dass ich vollkommen gesund sei. Ich wusste instinktiv, dass die Geistheilerin dahinter steckt. Nur war sie nicht zu erreichen. Fast eine Woche hielt dieses Übel an. Gänzlich ohne Bewegung lag ich im Bett. Es war eine Tortur, die ich nicht beschreiben mag. Wenn ich redete oder nur die Augen bewegte fuhr ich Karussell. Wollte ich aufstehen, hielten mich zwei meiner Kinder – ich konnte vor lauter Schwindel nicht alleine gehen. Und wie der Spuk gekommen war – so hörte er plötzlich wieder auf. Hinzufügen möchte ich noch, dass ich vor einiger Zeit von meinem Bio-Bauern erfahren hab, dass diese Frau seine Schwester ist und regelmäßig in seinen Gewächshäusern ein- und ausgeht, damit er bessere Erträge erhält. Seit fast 30 Jahren habe ich unser Gemüse von dort bezogen!

1999. Heiler in Waldeck. Er ist ein pensionierter Lehrer in Waldeck, betet seit 20 Jahren vor, am Herz-Jesu-Freitag und Herz-Mariä-Samstag während das Allerheiligste ausgesetzt ist. Auch sonst ist er viel in der hl. Messe und macht einen frommen Eindruck. Er versucht in ehrlicher Absicht Leuten zu helfen, die krank sind oder sonst gesundheitliche Probleme haben – alles unentgeltlich. Er selber war ein paar Mal sehr krank und wurde angeblich durch die Hilfe des Erzengels Raphael geheilt. Durch eine Bekannte kam ich zu ihm. Es war als schaute er durch mich hindurch – erkannte meine Krankheiten vollkommen richtig! Er redete immer in der „Wir-Zahl“: „Wir sehen das und das…“ Angeblich arbeitet er mit dem Erzengel Raphael zusammen. Es liegt mir fern ihn bloßzustellen. Wer weiß, woher er die Gabe hat, Krankheiten richtig zu erkennen. Ich erzählte ihm von meinen Schlafproblemen: Ein „Dosengeklapper-Terror“ war diesmal in unserem Haus zu vernehmen. Ganz unterschiedlich – bei Tag und Nacht. Er schlug mir zwei Therapien vor: 1. Flaschen aufstellen gegen die schlechte Energie in unserem Haus. 2. Bis in ein paar Tagen hätte er die wirksamsten Medikamente für mich herausgefunden – wiederkommen und bestellen – eine zwar wirksame, aber sehr teure Angelegenheit würde das. Ich bekam eine Flasche, halb mit Quellwasser gefüllt. Auf seine Anweisung hin, verteilte ich zuhause das Quellwasser in zehn leere 1l-Weinflaschen. Die offenen Flaschen stellte ich (heimlich) in sämtlichen Ecken unserer Wohnung auf, wo ich schlechte Energie vermutete. Die Arbeit war getan. In der folgenden Nacht hatte ich einen abscheulichen Traum. Ich erwachte und dachte sofort an die Flaschen. Morgens wollte ich sie aus der Wohnung entfernen. Da bekam ich plötzlich Angst vor ihnen. Es war als würde in jeder Flasche ein Flaschengeist hausen. Ich nahm allen Mut zusammen und bis zum Abend hatte ich sie endlich in den Garten gestellt. Das Wasser ausschütten und die Flaschen entsorgen traute ich mich nicht. Es dauerte ein oder zwei Wochen bis ich den Mut hatte, die Flaschen samt Inhalt zu entsorgen. Dann war mir wieder wohl. Das Dosengeklapper blieb. (Zu ihm ging ich nicht mehr.) Und anstatt Quellwasser hab ich mein Weihwasser.

Ich möchte noch eine kurze Begebenheit einfügen: Januar 2002. Ich kam morgens aus meinem Schlafzimmer, ging durch den Nebenraum und mir blieb fast das Herz stehen. Ein Blick zum Fenster – ein Gedanke: ein Dornenkrone! Eine Dornenkrone aus Eisblumen (ca. 60 cm Durchmesser und 10 cm Breite)! Mit vielen langen spitzigen Stacheln nach innen und nach außen. Am ganzen übrigen Fenster war keine einzige Eisblume zu sehen. Wie von Geisterhand gemacht. Mir schauderte! Auch von außen war sie gut sichtbar. Ich schämte mich. Was würden die Leute denken! Nach ein paar Tagen war sie verschwunden.
Februar 2002. Ich kaufte von meiner Heilpraktikerin eine Pyramide aus Metall und Glas, ca. 50 x 50 cm. Sie selbst hat eine Zimmerpyramide und eine große Pyramide im Garten stehen, ca. 2 x 2 m. Ich stellte diese Pyramide auf, unbeabsichtigt, unter das Zimmer meines verstorbenen Sohnes. Am nächsten Morgen hatte er einen Unfall, bei dem nach sechs Wochen ein Mann gestorben ist. Dieses Schicksal beendete die berufliche Laufbahn meines Sohnes und später sein Leben.

2004. Während eines Reha-Aufenthaltes lernte ich einen neuen Geistheiler kennen. Er kam fast jede Woche, legte seinen Patienten die Hände auf und gab ihnen Energie. Das war alles. Auch ich ließ mir von seiner Energie geben und fühlte mich danach besser. Für einen halben Tag. Ich blieb mit ihm in Kontakt. Er gab mir am Telefon Energie. Kam zwei Mal zu mir nach Hause – heimlich, ohne Wissen meines Mannes. Nur die Kinder lernten ihn kennen, schimpften mit mir und fanden ihn äußerst unsympathisch. Ich selber auch. Aber ich glaubte, dass durch viel Energie die Krebskrankheit verschwindet. Er sagte, dass unser Haus eine schlechte Schwingung hätte, das spüre er und dass er es kostenlos von sich zu Hause aus entstören werde. Ich willigte ein.Der Glaube an eine Heilung durch ihn wurde bei mir immer geringer. Ich brach den Kontakt ab. Bis auf ein Mal noch: Ich spürte, dass mein Sohn in großer seelischer Not war. Der Tod des Unfallopfers ließ ihn öfters zur Rotweinflasche greifen und sein damit verbundener Lebensweg: das Ende seines Studiums. Er arbeitete als Bioverkäufer. Wegen des erhöhten Alkoholkonsums wollte sich auch seine langjährige Freundin von ihm trennen. In dieser höchsten Not um meinen Sohn rief ich den Geistheiler nochmals an und bat ihn, er möge das Haus (Mehrfamilienhaus), in welchem mein Sohn wohnte, in Berlin, entstören. Ich gab ihm die genaue Adresse und er versprach es zu entstören. Noch am gleichen Tag! Kurz vor Mitternacht (noch ein Abschiedsbrief für uns) sprang er kopfüber vom dritten Stock (seines geliebten Balkons). Um elf Uhr abends telefonierten wir nochmals – um sechs Uhr früh kam die Polizei zu uns. Am 22. Juli, das war der Tag kurz vor Mitternacht, lag als ich morgens aus dem Haus ging ein schwarzer toter (wie friedlich schlafender) Vogel an der untersten Treppe vor unserer Haustüre. Wie hingelegt! So was war noch nie da!

2006. Frühjahr. Nach meiner dritten Krebsoperation und den bisher fast 60 Bestrahlungen bekam ich eine große Wut auf mein Schicksal. Warum bin ich dauernd krank!? Alle meine Freundinnen sind gesund und wohlauf. Und ich? Ich wollte jetzt gesund werden – um jeden Preis – koste es was es wolle! Ich erfuhr von einem Bekannten, der zu dieser Zeit die Heilpraktikerausbildung neben seinem Beruf machte, von der Existenz einer fantastischen Geistheilerin (20 km entfernt), die schon vielen Leuten geholfen hat. Das war seine erste Empfehlung. Die zweite war die Befragung verstorbener Angehöriger durch einen älteren Mann in München, der als Medium fungiert.

Als erstes rief ich die Geistheilerin an. Nette Stimme, großes Wissen über unsere geistige Welt und über die uns bevorstehende Zeit. Wir plauderten lange. Dann Termin und Uhrzeit. Ich fuhr von zuhause los. Ich freute mich auf diese Begegnung und versprach mir viel davon. Aber je näher ich meinem Ziel kam, desto unheimlicher wurde es mir im Auto. Es roch darin wie in einer Leichenhalle! Ein unangenehmer Geruch. Ich hatte die Fenster offen, aber der Geruch blieb. Ich wusste mir keine Erklärung dafür. Und endlich war ich da. Eine Familie mittleren Alters begrüßte mich recht freundlich. Wir gingen in ihren Praxisraum. Außen in der Diele neben der Garderobe prangte ein großes Bild von einem indischen Guru. Innen: Sofa, großer Tisch, bestückt mich Karten, Liege, Klangschalen und dergleichen. Ich fühlte mich nicht mehr wohl. Ich hatte mir was anderes vorgestellt. Wie setzte sich aufs Sofa, ich in den Sessel. Dann faltete sie die Hände wie zum Gebet, schloss die Augen und meditierte anscheinend. Nach einer gewissen Zeit streckte sie die Arme hoch, Hände immer noch gefaltet, dann kreuzte sie die Hände übers Herz, wieder Gebetshaltung, wieder hoch. Das Ganze dauerte ungefähr zehn Minuten. Dann öffnete sie die Augen und sagte zu mir: „Sie sind der dritte Mensch in meiner Praxislaufbahn, dem ich nicht helfen kann. Warum weiß ich nicht. Der erste mochte mich nicht und der zweite starb bald!“ Und damit war ich mit einer plötzlichen Eiseskälte und um Nu entlassen. Zuerst wusste ich nicht wie mir geschah. Ich war enttäuscht – ich ärgerte mich. Auf der Heimfahrt wurde mir wieder wohler ums Herz. Der Leichenhallengeruch war vorbei – alles war wieder normal. Und ich hatte die leise Ahnung, dass mir jemand geholfen hat, damit ich nicht in den Fängen dieser Frau gelandet bin. Danke!

Einige Wochen später machte mich die Totenbefragung neugierig. Anruf beim Medium; Termin, damit er vorbereitet war. Zuerst sah er eine Bäuerin (meine Taufpatin) mit Kerze in der einen und Kreuz in der anderen Hand (sehr gläubig). Sie sagte angeblich, dass ich durchhalten soll und mehrere belanglose Dinge. Auch, dass mein Mann bald sterben würde, sagte sie angeblich. Tatsächlich starb er ein paar Monate später. Noch zwei mir unbekannte Personen meldeten sich angeblich. Eine empfahl mir ein großes gelbes Tuch mir um den Leib zu binden, unter der Unterwäsche (= gut gegen Krebs). Ich fragte wegen einer Ausbildung zur Klangschalentherapeutin für mich und bekam die vollste Zustimmung und ich sollte gleich damit beginnen, meinte der andere. Sonst keine wesentlichen Aussagen. Meine Tochter hatte ich auch mit hineingezogen, was mir heute noch Leid tut. Was zu ihr gesagt worden ist, weiß ich nicht.

2006. Frühjahr. Ich war bereits zum vierten Mal in dieser Reha-Klinik; kannte das Personal, die Angebote für die Patienten, kurzum den ganzen Ablauf. Die Klangschalen-Meditation war das Zugpferd unter den Angeboten des Hauses, gefolgt vom Yoga-Angebot: Stets fast überfüllte Räume! Auch ich war begeistert von der beruhigenden Wirkung der Klangschalen – auch Einzelmeditationsstunden. Ich dachte, so was Wunderbares müsste man auch der Öffentlichkeit zugute kommen lassen, zum Beispiel in Vereinen, Altersheimen, Kindergärten usw. Vielleicht später beruflich nutzen, zum Beispiel Volkshochschule und privat. Ich erzählte der Psychologin, die die Klangschalen-Meditiation gab, von meinem Vorhaben. Sie war begeistert von so einer guten Sache. Der einzige Haken war – ich musste ein ganzes Therapie-Set kaufen, das waren ca. acht Klangschalen und kosteten für mich eine Unsumme. Wir einigten uns auf Anzahlung, der Rest in Raten. Die Klangschalen bezog ich selber aus Tibet. Alle waren handgefertigt aus sechserlei Material und nach alter Tradition hergestellt, alles Unikate. Wir stellten mir acht Klangschalen nach Gehör zusammen. Ein schönes Erlebnis. Ich war glücklich sie mein Eigen nennen zu dürfen. Die größte Schale war mein Stolz. Sie wog ca. acht kg, hatte am Boden ein großes Buddha-Siegel eingraviert und einen wunderschönen Klang. Zuhause kam erstmals die Ernüchterung. Mein Mann brauchte mich ja – er war seit fast acht Jahren ein Pflegefall. Die Schalen versteckte ich – ich hatte ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber. Anfang Oktober ’06 starb mein Mann im Krankenhaus, völlig unerwartet. Abends um acht Uhr, bevor er seine Schlaftablette nahm, rief er immer an. Wir lachten und scherzten noch miteinander – um ein Uhr nachts riefen sie mich an, dass er gestorben sei – wahrscheinlich „hinüber“-geschlafen. Es war ein Schock, der monatelang anhielt.

Im November rief mich eine Bekannte an, ob ich zu Kurz-Exerzitien von Sr. Margarita mit nach Regensburg fahren möchte. Ich hörte das erste Mal von dieser Schwester. Ich fuhr mit. Das Thema der dreitägigen Exerzitien hieß: „Die Unterscheidung der Geister.“ Ihre Vorträge bestanden aus vielen Beispielen, waren situationsgebunden vom hl. Geist eingegeben. Abends vor dem Zubettgehen sagte sie: „Wundern sie sich nicht, wenn sie Eingebungen haben.“ Nachts, ca. ein Uhr wurde ich wach mit dem Gedanken „Klangschalen“! – „Die Klangschalen müssen raus aus meinem Haus und zwar ganz schnell“ Und die Finger davon lassen! Keine Ausbildung machen! Nicht andere Menschen mit hineinziehen!“ Dann mein Ego: „Nein, auf keinen Fall! Ich geb sie nicht her! Ich hab so viel dafür bezahlt! Die letzten Raten von ein paar hundert Euro stehen noch an! Nein! Niemals!“ Eine Stunde lang ungefähr ging es so hin und her. Beim Frühstück erzählte ich dies meiner Bekannten. Ist’s echt oder war’s nur Einbildung? Auch sie wusste es nicht. Die Tage vergingen – es waren gnadenvolle Exerzitien. Am Schluss erzählte Sr. Margarita von ihren weiteren Terminen, u.a. dass sie nächste Woche in Radio Horeb wieder eine Sendung mache. Ich hörte ihr gerne zu und nahm mir vor, diese Sendung nicht zu verpassen. Beim Auseinandergehen sagte sie zu mir, ganz überraschend für mich: „Säubern sie ihr Haus!“ Ich hatte sofort verstanden. Alles, bis auf die Klangschalen. Zuhause füllte ich die grüne Tonne voll mit Büchern: Yoga usw. Alles weg. In der Abfalltonne landeten die teure Tachyon-Ausrüstung, viele CDs, Kassetten usw. Sehr schweren Herzens verabschiedete ich mich zum Schluss von meinem Hildegard-Schmuck und den Steinen. (Und den Schüssler-Salzen!) Ich kam mir verrückt vor – andere kaufen das alles teuer und ich werf’s einfach weg! Mein vieles Geld! Es tat sehr, sehr weh! Aber letztlich – es war ein Stück Befreiung für mich. Zwei Tage später – die Sendung, eine Stunde lang, mit Sr. Margarita. Da ich mir den Klangschalen gegenüber immer unsicherer wurde, betete ich vor der Sendung vor meinem Hausheiligtum. Ich bat Gott, er möge mir durch diese Sendung ein Zeichen geben. Ein letztes Mal. Die Sendung begann. Ich nahm sie auf. Sr. Margarita plauderte in der ihr üblichen Art. Ich hörte ihr gerne zu – aber für meine Klangschalen war keine konkrete Aussage dabei. Ich schaute auf die Uhr: nur noch eine viertel Stunde! Ich frohlockte innerlich. Ich darf sie bestimmt behalten. Schon gegen Schluss erzählte Sr. Margarita von einer Frau, die nach mehrmaliger Begegnung mir ihr sämtliche Esoterik-Gegenstände aus ihrer Wohnung entfernt hatte. Aber letztlich fand sie noch immer keine Ruhe. Sr. Margarita fragte sie (nach einer Eingebung): Und was steht auf ihrem Wohnzimmertisch? – Eine Klangschale! Das war der Unruheherd! Abends erzählte ich es meiner Bekannten: „Die Klangschalen waren also doch keine Einbildung.“ Ich sagte ihr, dass ich sie nun so teuer wie möglich verkaufen werde. Da schaltete sich ihr Mann dazwischen (ein tiefgläubiger Mensch): „Nicht verkaufen – ein Opfer bringen – andere Leute nicht auch in Versuchung bringen! Zur Mülldeponie.“ Ein innerer Kampf entstand in mir: „Das kann ich nicht. Ich kann doch nicht mein Geld zum Fenster rauswerfen! Die letzten Raten sind noch nicht bezahlt! Zwei Tage lang kämpfte ich. Am dritten Tag fuhr ich zur Mülldeponie. Den ganzen Weg dorthin heulte ich. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ich arme Irre! Es gibt bestimmt keinen Menschen, der so verrückt ist wie ich! Im Nachhinein sehe ich den finanziellen Verlust als Opfer an. Es tut mir nicht mehr weh. Im Gegenteil: ich bin jetzt dankbar und erleichtert, dass ich vor Schlimmerem verschont geblieben bin.

2004. Januar. In Radio Horeb hörte ich einen Beitrag über P. Bill. Zum ersten Mal erfuhr ich über diesen Vinzentinerpater aus Indien. Er war während Priesterexerzitien in seiner Heimat durch die Handauflegung eines Bischofs von Jesus selbst geheilt worden. Nicht mehr der Bischof stand vor ihm, sondern Jesus und heilte in von einem schweren Herzleiden. Seither reist er (ist inzwischen verstorben) um die ganze Welt (ca. 25 Jahre), predigt, hält Exerzitien und viele Kranke wurden durch ihn geheilt. Ich war vor zwei Jahren an Krebs erkrankt. Vielleicht könnte ich durch ihn geheilt werden. Termin: Anfang September in München – begrenzte Teilnehmerzahl. Ich meldete mich und zwei Bekannte an, ebenfalls Krebskranke.

2004. Am 23. Juli starb mein Sohn in Berlin, 25 Jahre alt. Er hatte studiert Theologie und Deutsch in Tübingen, wegen Vaters Krankheit nach München, später Berlin. Unfall zwei Jahre vorher. Unfallopfer wurde nach drei Wochen ins künstliche Koma gelegt, nach weiteren drei Wochen im Koma gestorben. Als mein Sohn zum letzten Mal bei uns daheim war, erzählte er uns, dass am gleichen Tag, als der Verletzte ins Koma gelegt wurde, er plötzlich in Berlin vor ihm stand und ihn anschaute. Ich konnte nichts sagen. Was muss er in den letzten zwei Jahren psychisch mitgemacht haben! Nach dem Unfall rieten wir ihm, nach einem guten Psychologen zu schauen. Aber von Psychologen hielt er nichts. Und wir halfen ihm so gut wir konnten. Vielleicht zwei Monate vor seinem Tod bat er mich, ein gutes Kloster mit einem guten seelischen Beistand zu suchen. Aber dazu kam es nicht mehr. Mit seinem Tod brach die Welt für mich zusammen. Es war ein einziger Schockzustand. Ein schönes Geschenk war noch die Verabschiedung von ihm im Sarg; fast lächelnd und nur mit einer kleinen Schramme im Gesicht lag er da. Das nächste schöne Geschenk, das wir bekommen haben, war bei seiner Beerdigung. Meine Familie, seine Freundin und ich waren vor dem offenen Grab mit oben aufgestelltem Sarg versammelt. Wir hielten uns an den Händen und wir durften sein Abschiedsgeschenk an uns erfahren: Seine Liebe kam über uns! Es war eine Liebe, die er uns schon zu Lebzeiten gegeben hat. Wir alle wurden überfüllt mit seiner Liebe! Ich jubelte innerlich und war, ich weiß nicht warum, unsagbar glücklich. Es klingt unglaublich, ist aber wahr. Ich glaube, dass keiner von uns am Grab eine Träne vergossen hat. Wir selbst konnten es auch nicht begreifen. (Aus späteren Gesprächen: Freunde und Verwandte, die uns beobachtet hatten, wunderten sich über unsere Standhaftigkeit im Gegensatz zu ihnen). Diese Liebe und Freude bei uns war beim „Leich-Trunk“ und den ganzen Tag noch zu spüren. Er war dabei. Die nächsten Wochen taten unbeschreiblich weh. Unser Sohn sollte nie wieder heimkommen? Nein, das ist alles gar nicht wahr! Mein Mann seit sechs Jahren ein Pflegefall! Ich selbst krebskrank! Diese Welt war zuviel für mich! Ich rutschte in einen depressiven, apathischen Bereich. Wollte nur noch Nacht um mich haben. Wusste nicht, wie ich weiterleben sollte und ob ich überhaupt weiterleben sollte. Endlose Traurigkeit und Fassungslosigkeiten, Weinen war in unserem Haus.

Es war Anfang September ’04. Meine beiden Bekannten fuhren nach München zu P. Bill. Eine Woche Exerzitien war bezahlt – aber ich wollte nicht. Bloß nichts sehen und hören von dieser Welt. Außerdem war ich gesundheitlich angeschlagen. Anderntags riefen sie mich an: „Du musst unbedingt kommen, es ist so schön hier beim P. Bill.“ Zwei Tage später raffte ich mich auf und fuhr nach München. Innerlich ausgebrannt und ganz leer saß ich da und hörte diesem begnadeten Priester zu. Ich hörte seinen Predigten und Vorträgen zwar zu, konnte mich aber später an deren Inhalt überhaupt nicht mehr erinnern. Ebenso wenig konnte (und kann) ich mich an den Heilungsgottesdienst am Ende der Exerzitien erinnern. Ich hatte ja auch keinerlei Heilungswünsche mehr! Die Exerzitien waren vorbei und wir fuhren mit dem Zug Richtung Heimat. Zu uns ins Abteil gesellte sich eine Gruppe junger Leute, die gerade vom Oktoberfest kamen. Ein lustiges Völkchen. Es wurde viel gelacht. Ich lachte auch. Plötzlich hielt ich inne. Wie? Ich konnte lachen? Nein – das gibt es doch nicht! Nach all den letzten Wochen! Es dauerte schon eine Weile, bis ich das begriffen habe. Aber es war so. Ich konnte unbeschwert und fröhlich mitlachen – wie früher. Irgendeine Last, die mich in den letzten Wochen fast erdrückt hatte, war jetzt wie weggeflogen von mir. Ich war wieder ich. Und nicht nur das! Nein, ich spürte eine neue Stabilität in mir, eine Kraft, die mich getragen hat (und heute noch trägt). Ich konnte es nicht glauben. Zuhause angekommen, saß meine Familie traurig da und erwartete mich. Ich kann meinen Zustand nicht mehr genau beschreiben, aber ich hatte plötzlich Riesenkräfte! Ich hab meine Familie seelisch getragen. Alle hab ich auf meine Adlerflügel gesetzt und getragen, bis sie mit den Umständen wieder leben konnten. Und ich trag sie heute noch. Mir wurde klar, dass ich in München eine geistige Heilung bekommen hatte, für die ich noch heute unsagbar dankbar bin. (Ich glaube, ich hätte mich sonst in irgendwelchen Selbsthilfegruppen verlaufen.) Und eine geistige Heilung bekommen? Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte – das hätte ich bestimmt nicht geglaubt, dass es so was gibt! Hiermit gebe ich Zeugnis: Eine geistige Heilung gibt es wirklich!!! Der schmerzliche Stachel wurde mir raus gezogen und an seine Stelle eine Kraft eingeflößt, die mich heute noch trägt und hält. Normalität kam wieder in unseren Alltag. Die Pflege meines Mannes ging wieder weiter. Der tägliche Rosenkranz und Barmherzigkeitsrosenkranz für unseren Sohn stärkte uns ebenfalls. Dank sei Gott!

2006. Ende November. Heroldsbach. Ein gnadenreicher Einkehrtag mit Sr. Marina (eine charismatische Ordensschwester aus Bad Wörishofen – jetzt wieder in ihre Heimat Jugoslawien zurück). Heimfahrt im Bus. Vorbeterin – eine ältere Frau (A., 70 Jahre). Beim Aussteigen kamen wir ins Gespräch und ich fragte sie als erste, ob sie mit mir eine Gebetsgruppe gründen möchte. Sie war sofort dabei. Ich muss hinzufügen, dass ich während dieses Tages in Heroldsbach den großen Wunsch in mir verspürte, eine Gebetsgruppe zu gründen. In den nächsten Tagen kamen noch acht weitere Frauen hinzu. Heuer, Anfang Dezember, wird unsere Gebetsgruppe drei Jahre alt. Wir sind zehn Frauen, treffen uns jeden Montagabend, beten und singen ca. eineinhalb bis zwei Stunden (ohne Frau A.!). Nach meiner dritten Krebsoperation im Frühjahr ’06 und den vielen Bestrahlungen (viel zu viel!) ging’s mit meinem Immunsystem wieder bergab (Infektionsanfälligkeit). Meiner Gebetsgruppe blieb das nicht verborgen.
2007. Februar. Exerzitien in Reisbach.

2007. September. Altötting. Am Ende einer Gebetsstunde nahm mich Frau A. beiseite. Sie erzählte mir, dass sie in Altötting einen besonders guten Heilpraktiker kennt, der mir hundertprozentig helfen kann. Ihr hat er schon so viel geholfen. Auch viele Krebskranke hat er geheilt. Nur – und das ist das Wichtigste: ich darf niemandem von diesem Mann erzählen – er hat immer Angst, dass er wegen seiner Tätigkeiten ins Gefängnis kommt. Frau A. hat in Altötting ein Reihenhaus und so fuhren wir bald dorthin. Unser erster Weg führte uns zu diesem Heilpraktiker. Er öffnete uns und ich erinnere mich noch genau: im gleichen Moment, indem ich die Türschwelle (Haustüre) überschreite, hatte ich das Gefühl – ich würde die Schwelle des Todes überschreiten – panische Angst! Für vielleicht zwei oder drei Sekunden! Die Angst war gleich verschwunden beim Anblick des schönen stilvoll eingerichteten Hauses. Ein kleines schmächtiges Männlein begrüßte uns, 83 Jahre (sah viel jünger aus), hatte ein umtriebenes, unruhiges, gehetztes Wesen, kein normales Reden, meistens Kommandoton, mal laut, mal leise. Mir war er unsympathisch. Frau A. flüsterte mir zu: „Das ist halt seine Art, aber Hauptsache, dass er dir hilft.“ Zuerst testete er mit der Wünschelrute entlang meines Körpers sämtlich Krankheiten und Störungen aus. Bei der Krebsstelle angekommen, fing er an zu springen, er misst begeistert aus: sieben Meter strahlt dieser Krebs aus! Eine Tragödie für ihn. Ein niederschmetterndes Ergebnis für mich. Mir war ganz elend zumute. Es ist ja fast gefährlich, wenn Menschen in meine Nähe kommen, dachte ich. So schlimm steht’s also mit mir? Wir hingen in den Garten zu einer kleinen Hütte: alles voller Steine, unterschiedlich nach Größe, Form, Farbe. Diesen Krebs wird er wegbringen, versprach er mir, aber ich muss seine Anweisungen genau befolgen. Mit einer Rute testete er verschiedene Steine für mich aus: Der erste ca. 20 x 10 cm, ein schwerer Brocken. Dieser Stein wird künftig neben meinem Bett platziert, er schützt mich vor schlechten Energien, hieß es. Zwei kleinere, ca. 5 x 5 cm, müssen ständig in Körperkontakt mit mir sein (Krebs- und Immunsystem-Stein o.ä.). Den letzten, ca. 6 x 3 cm, muss ich so viel wie möglich in der Hand halten (oder Hosentasche), auch nachts! All diese Steine waren mir nicht geheuer (Exerzitien: Unterscheidung der Geister). Aber was soll ich machen, wenn es schon so schlimm um mich steht? Ich übersprang diese innere Hemmschwelle: Lieber gesund werden mit Steinen, als krank sein ohne Steine. Ich bezahlte und er lud uns für den Abend zu sich ein. Mit Kuchen und Wein empfing er uns. Wir saßen um einen kleinen Tisch, mich hatte er neben sich platziert. Er erzählte von sich: von Beruf Techniker, bildete sich durch jahrzehntelange Wochenendkurse (auch im Ausland) zum Bioenergetiker weiter. Oder besser gesagt zum Hexer, der er heute ist (für mich!). (Familienleben blieb auf der Strecke – Frau gestorben – zu zwei seiner drei Kinder keinen Kontakt: „Der Vater spinnt“). Bei einer kritischen Anmerkung von mir wurde er sehr laut und böse. Dann interessierte er sich eingehend für mich: Witwe seit einem dreiviertel Jahr, alleine im Haus, Tochter studiert – kommt nur am Wochenende, Sohn weiter weg. Ich war ehrlich – zu ehrlich. Die Beute, die er vor sich hatte, hätte nicht besser passen können für seine teuflischen Machenschaften. Immer wieder schaute er mir – indem er Witze erzählte – tief, ernst und eindringlich in die Augen. Anfangs war ich irritiert. Dann ließ ich mir das gefallen. „Sie sind mir nicht unsympathisch“, sagte er des Öfteren.
Eine kurze Bemerkung hierzu: Ich hatte mich oft gefragt, wie mir das passieren konnte, dass ich ihm auf dem Leim gegangen bin. Vor längerer Zeit sah ich eine Fernsehsendung: Auf der einen Seite ein Hypnotiseur – auf der anderen eine Gruppe kritischer Leute zum Thema Hypnose. Alle waren sich einig: mir kann das nicht passieren, dass ich meinen Willen nicht unter Kontrolle habe. Aber so sehr sie sich willentlich sträubten – sobald der Augenkontakt da war, legte der Hypnotiseur einen nach dem anderen Flach. Und was dieser Mensch noch weiter für Methoden bei mir anwendete, weiß ich nicht. Ich glaub, dass ich schon recht bald ein seiner Falle saß ohne es zu wissen. Die vielen tiefen Augenkontakte, wer weiß, was sie ausgelöst haben. Tatsache war, dass ich ihm ab diesem ersten Abend hörig war. Alles geschah schleichend, lautlos, völlig unauffällig mit mir. Abends im Bett war ich nicht mehr ich. Ich wurde bestimmt. Fast die ganze Nacht machte ich die Augen zu. Frau A. und er trafen sich am nächsten Morgen in der Frühmesse (Piusbrüder). Er fragte nach mir. Sie erzählte ihm von meiner schlechten Nacht und er lächelte nur.
Zweiter Abend. Weder Einladung. Führung durchs ganze Haus (Reihenhaus). Zuerst im Keller die ominöse Hexenküche. Ca. 500 Flaschen in Regalen und Tischen. Groß und klein. Darin enthalten, nach seinen Angaben, die großen medizinischen Kräfte (zum größten Teil aus Kräutern), die gegen Aids, Krebs und alle schlimmen Krankheiten sind. Jede von uns bekam mehrere verschiedene Stamperl. Zigtausend könne er damit verdienen, die kranke Menschheit wieder gesund machen, aber es darf niemand davon erfahren. Und schon gar nicht die Pharmaindustrie. – Nur wir! Weiter ging’s hinauf zu seiner Kapelle.
Er: Er kann nicht weiter wegfahren, sonst könnte jemand in sein Haus einbrechen, diese Kapelle finden und sie plündern. Das wäre sein Ende. Er hütet sie wie einen Gralsschatz. Es ist eine Kapelle der Superlative. Ich war sprachlos. Alles aus Holz. Ca. acht schöne Bankreihen. Dahinter drei alte wertvolle große Rosenkranztafeln, farbig auf Holz gemalt die fünf jeweiligen Gesetzchen. Und viele Kostbarkeiten an den Wänden – Marienbilder, wunderschön, zum Beispiel die Muttergottes von Guadalupe (ganz groß!). Und die vielen Heiligen-Statuen! So viel auf einem kleinen Raum hab ich noch nie gesehen!
Dann öffnete er einen großen Schrank, voll mit Messgewändern, wertvollen Messkelchen und dergleichen. Der ganze Schrank gestopft voll mit den wunderbarsten Messutensilien. Ich konnte nur staunen. (Später erfuhr ich von Frau A., dass sein Sohn jahrelang in Rom Theologie studiert hatte und letztlich zur Priesterweihe nicht zugelassen wurde (= Religionslehrer). Vielleicht hat man Erkundigungen über seinen Vater eingezogen! Für diesen war das angeblich die schmerzlichste und ungerechteste Erfahrung in seinem Leben.)
Noch eine Kostbarkeit: ein Kästchen mit vielen, vielen Reliquien (von Klöstern, wo er saniert hat). In seinem Schlafzimmer (angeblich die einzige in Europa) eine Pietá aus weißem Porzellan, leicht bemalt (ca. 60 x 60 cm). Ich war sprachlos. Weiter im unteren Stock beim Eingang zum Wohnzimmer eine in die Wand gehauene Nische mit einer sehr schönen, ca. ein Meter hohen Jesus-Gestalt.
Dritter Abend. Zuerst gab’s wieder Gesundheitsschnäpschen; dann massierte er meinen Kopf ein mit selbst hergestelltem Birkenwasser. Immer wieder tiefer Augenkontakt. Auch ist er mit einer Firma in Verbindung, die Nahrungsergänzungsmittel für Menschen in der zweiten Lebenshälfte herstellt. Er testet ihre Wirksamkeit energetisch. In der Firma wahrscheinlich ebenfalls Bioenergetiker (= Energie-Tabletten für den älteren Menschen – ähnlich Tachyon-Energie. Man bestellt (zum Beispiel Vitalität, Sexualität, geistige Frische), schluckt, es funktioniert und schon ist man abhängig (= Nahrungsergänzungsmittel zu Wucherpreisen aus Holland!). Er ernährt sich selber in rauen Mengen von diesen Tabletten. Sie stapeln kistenweise mit verschiedenen „Antennen“ obenauf. Er testete mit der Rute an mir und Frau A. aus, welche Art von Tabletten wir unbedingt einnehmen müssten. Ich bestellte für ca. 300 Euro (für zuhause), warf sie aber fast alle weg, weil mir immer komischer drauf wurde. Wahrscheinlich alles energetisch hergestellt!
Vierter Abend. Es ging um mich und meine Zukunft. Frau A. war ganz auf seiner Seite. Beide überboten sich mich zu überreden, dass ich mein Haus verkaufen soll und das leer stehende Reihenhaus (!) neben seinem kaufen und mit nach Altötting ziehen soll. Es wäre jetzt an der Zeit an mich selber zu denken und mir ein schönes Leben zu machen. Zum Schluss glaubte ich wirklich, dass dies das Beste für mich wäre. Normalerweise waren meine Kinder mit ihren Familien mein ganzer Lebensinhalt. Aber irgendwie war ich abgestumpft, wenn ich an sie dachte. Ich hatte keinerlei Gefühle ihnen gegenüber mehr. Es war totale Leere, wenn ich an sie dachte. All mein Denken, Sinnen, Trachten drehte sich gänzlich um diesen Alten. Er sagte, dass er mich gesund machen würde. Ich sollte vier Wochen bei Frau A. wohnen und jeden Tag zu ihm kommen. Dann wollte er mich zu seiner Sekretärin machen. Mich in all seine Geheimnisse einweihen. Ich war überglücklich. Womit hatte ich das verdient, mit so einem wertvollen Menschen zusammen sein zu dürfen. Alle zuhause würden mich beneiden.
Wieder zuhause. Ich schäme mich entsetzlich meinen Zustand zu beschreiben – aber ich möchte alles ehrlich wiedergeben. Ich war nicht mehr ich selber! Ich wurde bestimmt. Ein anderer Geist ist in mir eingepflanzt gewesen. Ich war besetzt in meinem Geist. Das ist das Schlimmste, was es auf der Welt gibt! Wenn man nicht mehr Herr seiner selbst ist! Gott hat uns als das größte Geschenk, das wir haben, den freien Willen gegeben. Haben wir diesen freien Willen nicht mehr, ist das die Hölle auf Erden! Ich wurde bei Tag und bei Nacht bestimmt. Und das alles war eine innere Abhängigkeit von ihm – es war alles ein einziges sexuelles Triebleben. Sexuelle Fantasie mit diesem Menschen mit darauf folgender Selbstbefriedigung. Ich wurde hingeworfen wie ein Stück Vieh. Alles geschah einfach mit mir. Ich konnte mich in keinster Weise wehren. Es war die Hölle! Tag und Nacht das gleiche. Sechs Wochen lang! Nach einem Telefongespräch hat er mich gefragt, ob ich überhaupt einen eigenen Willen hat schallend gelacht. Ganz tief im meinem Innersten spürte ich, dass ich eine Marionette für ihn war. Ich warf mich auf mein Bett, schrie aus Leibeskräften, schlug mit den Fäusten ins Bett und um mich wie wild, strampelte bis ich entkräftet und mit Kopfschmerzen ins Bett sank. (Öfters!) Sofort begann der Terror von neuem. Erbarmungslos. Ich spürte, dass ich von diesem Geist gehetzt und gepeitscht wurde. Nirgendwo konnte ich Ruhe und Frieden finden. Immer und überall war ich dieser teuflischen Bestie ausgeliefert! Schlimmeres gibt es nicht auf dieser Welt! Und dann wurde ich wieder gefügig gemacht. Ich wollte zu ihm. Wollte mein Leben lang bei ihm sein. Wollte kochen, waschen, putzen für ihn und in all seinen Wünschen ihm stets zu diensten sein. Ich wollte sein Fußabstreifer sein. Sollte er mit mir machen was er wollte. Eine größere Erniedrigung gibt es nicht. Mein Dasein kreiste nur noch um diesen Menschen. Mit meiner Außenwelt hatte ich fast keinen Kontakt mehr. Mein Gefühlsleben war abgestumpft. Eine Freundin: „Du warst soo komisch. Ich dachte, du willst mit mir nichts mehr zu tun haben.“ Es interessierte mich nichts mehr, weder meine Angehörigen, noch Freunde und Verwandte oder die Gebetsgruppe. Die Nächte waren ein Katastrophe. Mit dem großen Energiestein an meinem Bett kam ich nicht zurecht. Entweder ich konnte nicht einschlafen oder ich wachte wieder auf und hatte eine große Unruhe in mir. Ich stand auf, legte ihn ein Stück neben mein Bett und probierte, ob ich schlafen kann – wieder nicht - wieder aufstehen – legte ihn ein Stück nach rechts oder links. Im Nachhinein unglaublich. Kein Stückchen Freiheit – von den Steinen bestimmt sein! Oder, wenn ich aufwachte und hatte den kleinen Stein nicht mehr in der Hand, bekam ich Panik. Er hatte mir ja eingeschärft, dass wenn ich nur einen Stein wegtun würde, er würde das merken und dann würde es mir schlecht ergehen.
Tag und Nacht konnte ich nur stundenweise schlafen. Von einem erholsamen Schlaf war keine Rede mehr. Meine Ernährung bestand zum Großteil aus Süßigkeiten. Ich spürte einen großen Kräfteverfall in mir. Irgendwie ging es mir hundsmiserabel, trotz der Steine. Ich dachte, es muss mir helfen. Nur er kann mir helfen. Er hat versprochen, mich wieder gesund zu machen. Und wenn er will, dann bleib ich vier Wochen bei ihm. Ich muss so schnell wie möglich zu ihm. Ich rief Frau A. an, ob sie mit mir zu ihm fahren würde. „Ja sofort!“ Dann rief ich ihn an: Er war überrascht und erfreut über unser Kommen. Gleich dieses Wochenende! Die mir aufgetragenen Kräuter gegen Krebs hatte ich gesammelt, in Alkohol angesetzt und zum Mitnehmen für ihn hergerichtet. Die Kräuterflaschen dürfen nur gut zur Hälfte gefüllt sein, den Rest füllt er mit seinen geheimen Mitteln auf (sonst wirkt alles nicht). Soviel ich mitbekommen habe, hat er einen ansehnlichen Kundenkreis, Leute, die auf diese Weise ihre „Medizin“ bekommen.

Es kam wie es kommen musste. Genau an diesem Wochenende war wieder Einkehrtag mit Sr. Marina in Heroldsbach. Aus purer Höflichkeit rief ich sie an und entschuldigte mich, dass ich nicht kommen kann. Sie fragte mich, was ich vorhätte, denn ich hatte noch nie einen Einkehrtag mit ihr versäumt, wir waren befreundet. – „Heilpraktiker“ – Sofort hakte sie ein: „Was macht er, mit welchen Methoden arbeitet er.“ – „Mit Steinen.“ – Sie fiel aus allen Wolken. Wie konnte ich in so was hineingeraten! Warum hatte ich ihr nichts davon erzählt! „Was macht er noch?“ – „Er ist Bioenergetiker.“  - „Das sind die Schlimmsten! Bitte wirf sofort die Steine weg!“ – „Das kann ich nicht, sonst bringt er mich um!“ Sie redete lange wie mit einem kleinen Kind auf mich ein, betete und segnete mich. Mit ihrer großen Hilfe warf ich tatsächlich, zitternd und in großer Angst nacheinander die Steine in die Mülltonne. Sie sagte: „Sechs Wochen sind noch keine allzu lange Zeit, da wird dir noch geholfen. Aber wenn du wieder zu dem Mann fährst, dann kann ich dir nicht mehr helfen. Brich jeden Kontakt ab, auch Adresse, Telefonnummer, alles weg.“ Das tat ich. Ich war zwar noch Gefangener meiner Angst, aber mir war leichter. Ich rief Frau A. an. Sie schimpfte: „Ich hab dir doch gesagt, dass du mit niemandem über ihm reden darfst… Er wartet auf dich! Er braucht dich! Am Telefon redet er nur von dir, du kannst ihn nicht sitzen lassen.“ Ich: „Nein, ich fahr nicht mit, nie mehr, begreif das doch.“ Sie: „Ich komm morgen zu dir.“ Sie war schlimm. Wie eine Schlange kam sie morgens zu mir (auch sie trug Steine im Auto!) „Er ist der einzige Mensch, der dir noch helfen kann und die bist so undankbar zu ihm – willst du nicht gesund werden?!“ Da gesellte sich meine Tochter zu uns, sie wusste von allem nichts. Ich gab Frau A. wiederholt zu verstehen, dass ich nicht mehr mitfahren werde. Sie war so gemein hartnäckig, ließ sich einfach nicht abschütteln. Da stand meine Tochter auf, wutentbrannt und mit einer Lautstärke, wie ich sie noch nie gehört hatte, schrie sie Frau A. an: „Lassen sie endlich meine Mutter in Ruhe… und verlassen sie sofort unser Haus!“ Bitterböse verließ diese unser Haus, aber nicht ohne vorher auf meine Tochter und mich zu schimpfen. Und dass sie nie mehr einen Fuß in dieses Haus setzen werde. Sie kam auch nie mehr in unsere Gebetsgruppe. Gott sei Dank!
In Heroldsbach betete Sr. Marina viel für mich und ein Priester sprach Exorzismusgebete über mich. Später in Foggenfeld in der Sakristei betete auch P.G. für mich. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann die Besetzung aufhörte – aber der Spuk war vorbei. Sr. Marina sagte noch zu mir, dass er das spürt, dass ich ihm entkommen bin und dass ich jetzt damit rechnen muss, dass er seine ganze Macht anwendet, um mir zu schaden. Aber seine Macht ist vorbei.

Sechs Wochen später wurde ich sehr krank (eitrige Bronchien), kein Antibiotika half, der Arzt war ratlos, nur mit Vitamin C-Infusionen und Hildegard-Medizin konnte ich mich über Wasser halten. Das Ganze dauerte ca. ein halbes Jahr. Dann kam Wasser dazu im Lungenbereich; Operation im Dezember ’08, Krebszellen im Lungenbereich und Lymphdrüsenkrebs, bis August ’09 24 mal punktiert (1,5 l Wasser), September ’09 große Operation und zwei Chemos. Ich war noch nie so lange krank und so schwer krank wie in diesen zwei vergangenen Jahren. Und genauso oft hatte ich das Gefühl, dass diese Bestie von Mensch etwas damit zu tun hat! Tatsächlich ist er in der hl. Messe (Piusbrüder) und geht zur hl. Kommunion. Auch habe ich kürzlich erfahren, dass er immer noch ministriert, obwohl er mit dem Pfarrer spinnefeind ist. Nach damaligen Aussagen von Frau A. ist er vor 25 Jahren nach Altötting gezogen, weil ihm in der Nähe der Muttergottes nichts passieren kann. Außerdem sagte er von sich, dass er so ein guter Kerl sei und er nicht verstehe, warum ihn die Leute nicht mögen – er hat überhaupt keine Freunde. Damit möchte ich das schlimmste Kapitel in meinem bisherigen Leben beschließen. Ich bin Gott unendlich dankbar, dass er mich gerettet hat und weiter retten wird.

Während meiner letzten und schwersten Chemo (an der Grenze der Wahrnehmung) hatte ich tief im Innersten eine Ruhe, einen Seelenfrieden trotz allem, den ich nie mehr hergeben möchte und den ich während der ganzen sechs Wochen keine Minute besessen habe.

2009. Seit eineinhalb Jahren habe ich eine neue Hausärztin. Sie ist befreundet mit einer Geistheilerin. Diese stammt aus der Landwirtschaft in der Nähe von Regensburg und hatte angeblich als Kind schon eine gewisse Hellsichtigkeit. Sie war 20 Jahre Bürokauffrau, dann schwer erkrankt und nach ihrer Heilung wurde sie angeblich von Engeln gezwungen in die geistige Tätigkeit zu gehen, in der sie zehn Jahre schon arbeitet. Auch bei ihr liegt es mir fern sie abzuwerten. Woher sie ihre Fähigkeiten hat, weiß ich nicht. Seit Johannistal (Exerzitien) habe ich mich vollkommen losgelöst von ihr und auch dem Gedankengut meiner Ärztin. Die Heilerin betet und meditiert sehr viel. Ermahnt auch ihre Patienten zu beten und in allem Gott zu bitten, dass er uns erhöre. Sie bezieht Jesus mit ein, seine Energie – aber kein Wort von Kirche und Sakramenten. Die Engel führen sie für ihre Aufgabe: „Für die neue Zeit.“ Im gehobenen Zustand (mit Hilfe der Meditation) schreibt sie Bücher, bekommt das geistige Rüstzeug für ihre fast dauernd ausgebuchten Kurse und Seminare im süddeutschen Rau. In München (beim Hauptbahnhof) betreibt sie die „Schule Zeitgeist“. Zudem stellt sie geistige Essenzen her zur Belebung geistiger oder körperlicher Leiden, auf Wasserbasis und von Engeln entsprechende Energie wird „eingeschwungen“. Ebenso Raumspray, Körperspray, Parfum usw. Alles sehr, sehr teuer! Obwohl mir meine Hausärztin oft Informationsblätter von ihrer Freundin gab, habe ich mich ein Jahr lang gesperrt, mit ihr in Kontakt zu kommen. Erst aus lauter Verzweiflung über mein immer schlimmer werdende Krankheit (je häufiger punktiert wurde, umso schneller kam das Wasser im Lungenbereich wieder – Sogwirkung!) nahm ich mit ihr Kontakt auf. Im Juni kam sie wieder nach Mitterteich (Wohnort meiner Hausärztin); hielt Seminare und Einzelsitzungen für einige Tage (Einzelsitzung: eineinhalb Stunden für 150 Euro!). Im gehobenen Zustand sieht sie die Aura und verschiedene andere geistige Ebenen der ihr gegenübersitzenden Person. In allem helfen ihr die Engel und Erzengel. Sie sieht wichtige Ereignisse in Bildform oder Schriftform aus dem Leben der Person oder aus „vorangegangenen Leben“. Löst krankmachende Erinnerungen, die Engel spielen einen Heilfilm ein und so werden schmerzhafte Erinnerungen geheilt (erst geistige, dann körperliche Heilung). Zwei dieser Einzelsitzungen ließ ich machen. – Das Geld war weg – das Wasser wurde schlimmer.
In Johannistal: Ankunft im Zimmer, Raumspray versprühen, zehn Minuten einwirken lassen, Fenster auf, nochmals sprühen. Mich selbst einsprühen zum Schutz gegen alles Negative. Immer wieder Tropfen = verdünnte geistige Essenzen nehmen.
Exerzitienschluss: alles landete im Abfalleimer! Gott sei Dank!

Im Laufe der vergangenen Jahre zusammengefasste Esoterik:

  • Energieuntersetzer unter Getränke und Essen, damit alles mit Energie angereichert wird. Meine Freundin ist die Nachbarin von einem Zahnarzt, der seit Jahrzehnten ständig auf Heilpraktikerlehrgänge unterwegs ist; immer auf der Suche nach Neuem. Von ihm erfährt sie die neuesten esoterischen Sachen und ich hab mich auch interessiert dafür.
  • Orgonbehandlung. Von Freundin ausgeliehen, einige Wochen praktiziert – nicht mehr vertragen, Gott sei Dank.
  • Bei Heilpraktikerin für Psychotherapie viermal Familienaufstellung machen lassen. Auch einige Male Kartenlesen und besondere Fingerübungen.
  • Beim Zahnarzt (Hobbyheilpraktiker) öfters Körperenergie (Organ-Energie) austesten lassen.
  • Beim Biobauern Bruno Gröning-Hefte bekommen: „So viele Wunder geschehen dauernd mit seiner Hilfe“. Ich hab ca. sechs bis acht Wochen zu ihm gebetet, es tat sich nichts, alles in den Abfalleimer.
  • War bei einer in unserer Gegend sehr begehrten Homöopathie-Expertin (Wartezeit: ein halbes Jahr) – wurden mit vielerlei Geräten Untersuchungen in geistiger Richtung gemacht. Bekam viele Medikamente. In mir sträubte sich alles gegen diese Arznei – und ich unterließ es.
  • Eine Zeit lang – nach Mondphasen und Tierkreiszeichen, entsprechende farbige Kleidung getragen.
  • Ein sehr bekannter älterer Pfarrer bei uns, der mit Hilfe des Pendels (auch telefonisch) Auskünfte über Krankheiten der betreffenden Person gibt; die nötigen Medikamente empfiehlt – meistens Homöopathie. Auch ich hatte seine Hilfe oft in Anspruch genommen und die entsprechenden Mediamente.

Ich habe noch einige Seiten dieses Heftes frei. Deshalb möchte ich in Kurzform die eigenartige Krankheit meines Mannes beschreiben.

  • Konrektor an der Sonderschule für Lernbehinderte in Kennath. Fast zwei Jahre Erkankung des Rektors, Schulleitung meines Mannes. – Schon immer Lehrer mit Leib und Seele. Stresste sich oft zu sehr in seinen Beruf hinein!
  • Mehrere Jahre: Stress-Zucker = Tabletteneinnahme.
  • Ende Juli Wandertag: drei Stunden mit Klasse gewandert (letztes Mal).
  • Anfang August: auf Anraten des Hausarztes ins Krankenhaus und Zucker einstellen lassen. Chefarzt: sofort 70 Einheiten Insulin pro Tag.
  • September: ihm aufgefallen: konnte Kleingedrucktes in Zeitung nicht mehr lesen.
  • Oktober: konnte Atlanten nicht mehr lesen – dann keine Noten: musste seinen Gesangsverein abgeben.
  • November: große Probleme beim Autofahren. Unterrichtsstoff vergrößert, konnte Hausaufgaben nicht mehr lesen, konnte die Schulkinder in den hinteren Reihen nicht mehr erkennen.
  • November/Dezember: mehrmals im Klinikum Regensburg Auge gelasert. Von Professor persönlich das Auge kaputt-gelasert. Das andere: Sehkraft 3%.
  • 1. Februar: große Verabschiedung in der Schule. – Spritzte weiter täglich 70 Einheiten Insulin – Werte waren gut.

Während der nächsten Monate zuhause lockerten sich die Fußknochen. Auch hier wie Augen wurden die peripheren Nerven kaputt. Nerven halten Muskel nicht – Muskel halten Knochen nicht. Fußgewölbe bricht zusammen.

  • Orthopädie: die Fußknochen wie bei Würfelspiel ungeordnet hingeworfen. Spezialschuhe.
  • Er ist ungefähr zehn cm kleiner geworden – ein Fuß war besonders schlecht.
  • Sohn Andreas gerade von Tübingen gekommen – Vater geht mit eingeknicktem Fuß (der schlechtere!) von Klo zurück ins Schlafzimmer barfuß. Eine Blutlache neben der anderen. Bett wie abgeschlachtet. Er sah nichts und spürte auch nichts.
  • Rechte Seite: Fußknöchel war Schienbein ein Stück herausgekommen. Und Knochenmarkentzündung. Dreieinhalb Monate im Krankenhaus, Operation – viel Antibiotika – oft lebensbedrohlicher Zustand.
  • Andreas setzte ein Semester aus und besorgte den ganzen Haushalt. Ich war meistens im Krankhaus tagsüber.

Heute weiß ich, dass durch die Liebe seiner Familie, unser Gebet, seine robuste Gesundheit und durch die Hilfe der Gottesmutter uns mein Mann, zwar krank, aber uns erhalten blieb.
Kurz vor seiner Entlassung aus dem Krankenhaus: eine ältere Krankenschwester: „Herr S., sie spritzen aber schon sehr viel. Sollen wir nicht mal mit weniger Spritzen probieren?“ Täglich weniger, weniger gespritzt – die Werte waren bestens!! Bis zu seinem Lebensende hat er alles – auch Süßes – gegessen – ohne Insulin zu spritzen – und hatte die besten Werte! Er hatte keinen Zucker mehr – aber er war krank: Augen – Füße. (Der schlechte Fuß wurde nochmals zehn cm kürzer.) Die Jahre seiner Behinderung – ein einziger Kreuzweg. Seine geistige Quelle: Radio Horeb. Er sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so werden kann wie ich jetzt bin.“ Keine Klage über seinen Zustand! Kein Jammern! Im Gegenteil: Werte wie Liebe, Demut und Geduld waren wichtig für ihn. Er bekam eine Orthose, die den Fuß zusammenhielt, konnte sich nur mühsam mit Krücken in der Wohnung bewegen. Das Loch (vom Schienbein, Knöchelwunde) war manchmal verheilt, aber meistens offen. Da sich der Fuß ständig veränderte, war es immer wieder ein Stress eine neue einigermaßen gute Orthese zu bekommen. Der Schuh sah aus in seinem Umfang wie ein „Elefantenschuh“. Wenn er saß und sich unterhielt, merkte man ihm keine Behinderung an. Auch gab er all die Jahre hindurch weiter Musikunterricht (Gitarre und Flöte), Geige ging nicht mehr, er hätte Noten dazu gebraucht. Das andere unterrichtete er nach Gehör. Sein Ende war eine schwere Herzinsuffizienz – Wasser im ganzen Körper. Ich hoffe, dass er jetzt daheim ist in Gott.

Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen.